Massgeschneiderte Lösung für den höchsten 3D-gedruckten Turm der Welt

Text von
Gabriela Burri
veröffentlicht 28.11.2024
aktualisiert 28.11.2024
veröffentlicht 28. November 2024
| aktualisiert 28. November 2024
4 min. Lesezeit

Die Bauherrin, die Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen, hat sich für dieses Projekt mit der ETH Zürich zusammengetan. Bereits 2021 starteten die Planungen. Der Turm ist eine Hommage an die Bündner Zuckerbäcker. Ausserdem soll der Turm ein Ort für kulturelle Veranstaltungen sein, was eine ganze Region beleben wird. Der Turm soll Architektur, Kunst und Kultur gleichermassen vereinen und im Mai 2025 eröffnet werden. Das Dorf Mulegns zählt gerade mal 13 Einwohner und soll neu zum Leben erweckt werden, dank des Turms werden neue Perspektiven geschaffen. Touristinnen und Touristen sollen angelockt und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ein Turm aus dem 3D-Druck
Ein Computerprogramm ermöglicht eine genaue Definition der Geometrie und kann die erforderlichen Daten direkt an die Druckroboter senden. Eine solche digitale Fertigungstechnik ist eine Innovation im Bauwesen. Durch dieses Verfahren kann rund die Hälfte des Betons eingespart werden. Bei der additiven Fertigung wird der Beton nicht auf die herkömmliche Weise gegossen, sondern schichtweise in Bahnen aufgetragen.
Der fertige Turm wird vier Stockwerke mit je acht Säulen umfassen. Die Dachkonstruktion besteht aus einem zentralen, gewölbten Dach und acht filigranen Kuppelträgern.
«Der Turm ist ein grosses Experiment. Wir betreten Neuland.»
Giovanni Netzer, Nova Fundaziun Origen (Bauherrin)
Doch ganz ohne Giessen von Beton geht es nicht
Den Turm komplett als 3D-Betondruck zu produzieren, hätte statisch nicht funktioniert. Und genau deshalb kamen wir ins Spiel. Unsere Betonmanufactur durfte die Kopf- und Fussplatten der einzelnen Säulen in Sonderanfertigung herstellen.
Die Schalungen wurden gemeinsam mit der Firma SAEKI Robotics AG entwickelt und umgesetzt. SAEKI hat Schalungselemente 3D-gedruckt und überfräst, welche in Kombination mit Elementen aus unserer Tischlerei ein effizientes Schalungskonzept ergaben.

«Das Besondere an diesen Betonelementen ist, dass es sehr viele Armierungen benötigte. Die Bewehrung ist somit sehr massiv und komplex», erzählt Martin Wüest, Leiter Sonderanfertigungen. «Ausserdem sind die Elemente geschwungen und verlaufen nicht gerade», so Martin Wüest weiter. Damit sie an den einzelnen Säulen angebracht werden konnten, benötigten sie Aussparungen. Diese mussten nicht nur exakt an der richtigen Stelle sein, sondern auch zu 100 % den richtigen Winkel haben.
104 Platten für den Weissen Turm
Insgesamt haben wir 104 Elemente hergestellt – genauer gesagt: 52 Kopfplatten in 9 verschiedenen Formen und 52 Fussplatten in 8 verschiedenen Formen. In diesen Elementen befinden sich knapp 157 Tonnen Weissbeton. Die fertig vorfabrizierten Platten werden nach Savognin geliefert. Dort werden Sie bei der Firma UFFER AG durch die beiden Bündner Baufirmen Battaglia Bau AG und Zindel + Co. AG Maienfeld mit den Stützen zusammengeschraubt, bevor sie den Weg nach Mulegns finden.
«Wir freuen uns sehr, und es ist uns eine Ehre, Teil dieses tollen Projekts sein zu dürfen.»
Martin Wüest
Leiter Sonderanfertigungen
Stark durch Partnerschaften
Wir engagieren uns immer wieder für Forschung und Entwicklung und setzen dabei auf Partnerschaften und Zusammenarbeit. Wir erachten es als äusserst wichtig, Wissen zu bündeln und zukunftsweisende Projekte zu unterstützen.
Fakten zum Weissen Turm
Struktur
Vier Geschosse, die aus 32 3D-gedruckten Säulen bestehen
Die Säulen sind bewehrt und voll strukturell eingesetzt
Jede Säule bringt zwischen 6 und 10,5 Tonnen auf die Waage
Insgesamt 124 3D-gedruckte Elemente
Dimensionen
Höhe: 30 m inklusive des bestehenden Sockels
Durchmesser: 7-9 m
Veranstaltungsraum
Kapazität: 40 Besucher
Totale Höhe: 8 m, durch eine Kuppel überdacht
3D-Druck
2500 gedruckte Betonschichten
8 mm Schichthöhe, 25 mm Breite
Geschätzte Druckzeit: 900 Stunden
Produkte CREABETON
52 Kopfplatten in 9 verschiedenen Formen
52 Fussplatten in 8 verschiedenen Formen
Eine starke Partnerschaft
Bauherr
Kulturstiftung Nova Fundaziun Origen, 7463 Riom
Forschung
ETH ZÜRICH Architektur
– Prof. Dr. Benjamin Dillenburger, Digital Building Technologies (DBT)
– Michael Hansmeyer, Baustoffe und Tragwerk
– Prof. Dr. Walter Kaufmann, Institut für Baustatik und Konstruktion (CSBD)
– Prof. Dr. Robert Flatt, Institut für Baustoffe (PCBM)
– Prof. Dr. Andreas Wieser, Geosensors and Engineering Geodesy (GSEG)
Unterstützt von
– NCCR Digital Fabrication
– Partnership Council for Sustainable Construction
– ETH Foundation
Ingenieur
Conzett Bronzini Partner AG, 7000 Chur
Baugeschäft, Montage vor Ort
Zindel + Co. AG, 7304 Maienfeld
Battaglia Bau AG, 7460 Savognin
3D-gedruckte Schalung der Kopf- und Fusselemente
SAEKI Robotics AG, 8344 Bäretswil
Mehr über Tor Alva – Hier gelangen Sie zu einem eindrücklichen Video über den Weissen Turm
