Für ein Jahrhundertereignis gewappnet

Text von
Gabriela Burri
veröffentlicht 11.12.2018
aktualisiert 26.08.2024
veröffentlicht 11. Dezember 2018
| aktualisiert 26. August 2024
3 min. Lesezeit

Um ein Haar wäre es 2016 in Pfungen zu einer Katastrophe gekommen. Ein starkes Gewitter entlud sich im Einzugsgebiet des Grabibachs. Das normalerweise unscheinbare Bächlein schwoll stark an und drohte im Bereich des Durchlasses unter der Rumstalstrasse über die Ufer zu treten. «Wenige Zentimeter haben gefehlt und das Wasser wäre der Strasse entlang zur Badi und in Wohngebiete geflossen», erinnert sich Reto Amstutz, Bereichsleiter Bau der Gemeinde Pfungen. Zum Glück blieb es beim Konjunktiv.
Der neue Durchlass kann eine Abflussmenge von 3,8 m3 Wasser pro Sekunde aufnehmen.

Abflusskapazität vorher/nachher
Altes Betonrohr: Ø 80 cm

Neues Rechteck-Rahmenprofil: Breite 1,6 m
Kritisches Nadelöhr beseitigt
Die Zürcher Gemeinde, unmittelbar neben Winterthur gelegen, hat sich mittlerweile dem Grabibach angenommen und ihn im Rahmen eines Hochwasserschutzprojekts sicherer gemacht. Aufgrund der vor wenigen Jahren erstellten Naturgefahrenkarte machte man in Zusammenarbeit mit Spezialisten prioritäre Massnahmen ausfindig. «Wir haben schnell gemerkt, dass wir beim Grabibach mit relativ kleinem Aufwand eine grosse Gefahr mindern können», blickt Reto Amstutz zurück. Mit der Vergrösserung des Durchlasses unter der Strasse hindurch ist das kritische Nadelöhr beseitigt worden.
Sofort zur Montage bereit
Den Auftrag für das Herzstück des Projekts, die neuen Betonelemente des vergrösserten Durchlasses, erhielt die CREABETON. Insgesamt sechs Elemente lieferte sie nach Pfungen. Für den Transport waren drei LKW-Fuhren nötig, denn die Einzelstücke wiegen zwischen 7,5 und 12,3 Tonnen. Aneinandergereiht bilden die Betonelemente – die auf einer Magerbetonsohle aufliegen – einen Durchlass von fast 13 Metern Länge. Da sie integrierte Dichtungen haben, konnten sie einfach und sicher versetzt werden. Sie waren also sofort bereit zur Montage – ein grosser Vorteil gegenüber anderen Methoden. «Es ist viel einfacher, die Elemente fixfertig vorfabriziert auszuliefern, als vor Ort mit Schalungen zu arbeiten», weiss Tony Oberlin, Technischer Berater der CREABETON. «Vor allem der zeitliche Aspekt ist ein grosser Vorteil. Man kann die Elemente liefern, einbauen und das Loch rasch wieder zuschütten.»
Durchlassvolumen vervielfacht
Der neue Durchlass entschärft die Hochwassersituation am Grabibach massiv. Die Kapazitätserhöhung ist offensichtlich: Wo früher ein rundes Betonrohr mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern verlegt war, sind es neu Betonelemente mit Rechteck-Rahmenprofilen, die innen 1,6 Meter auf 1,65 Meter messen. Das Volumen hat sich also um ein Vielfaches vergrössert. Zudem sind Rechteckprofile besser geeignet als Kreisprofile, um hohe Wassermengen abzuleiten. Der Durchlass unter der Rumstalstrasse hält nun einem Hochwasser stand, wie es im Durchschnitt nur alle 100 Jahre (HQ100) vorkommt. Im Fall des Grabibachs ist dies eine Abflussmenge von 3,8 Kubikmetern Wasser pro Sekunde.
Bankett für Tiere
Die für das Projekt in Pfungen notwendigen Elemente wurden im Auftrag von CREABETON extern gefertigt. «Wir arbeiten mit einem Partner zusammen, der auf solch spezifische Elemente spezialisiert ist und deshalb bereits passende Schalungen besitzt», erklärt Tony Oberlin. Die Spezialanfertigungen sind denn auch mit ein paar Extras versehen: Um Kleintieren im Bereich des Grabibachs die Möglichkeit zur Wanderung zu geben, ist der neue Durchlass auf beiden Seiten mit 35 Zentimeter hohen Banketten versehen. Darauf können Tiere die Strasse sicher und trocken unterqueren. Bei jedem Bauteil sind an der Sohle zwei Betonschwellen von 15 Zentimetern Höhe angebracht. Da der Durchlass ein Gefälle von sieben Prozent aufweist, lagern sich hinter den Schwellen Sedimente ab. Dies sorgt für eine natürliche Grundlage im Tunnel. Zudem sind das Einlass- und das Abschluss-Element mit Flügelmauern versehen.
Zeitfaktor ausschlaggebend
Weil man beim Bau des neuen Durchlasses auf fixfertige Betonelemente setzte, konnte das Projekt in relativ kurzer Zeit realisiert werden. Ein Betonieren vor Ort hätte eine massiv längere Sperrung der Rumstalstrasse nach sich gezogen. «Der Zeitfaktor war ein wichtiges Argument zugunsten der gewählten Lösung», gibt Reto Amstutz zu. Die Gemeinde Pfungen hat die Hochwassergefahr am Grabibach dank des abgeschlossenen Projekts gebannt. Die Bevölkerung sieht dem nächsten heftigen Gewitter bestimmt beruhigter entgegen.