Eine saubere Lösung für den Engadiner Flughafen

Text von
Patricia Häfeli
veröffentlicht 26.10.2021
aktualisiert 14.03.2024
veröffentlicht 26. Oktober 2021
| aktualisiert 14. März 2024
4 min. Lesezeit

Der Engadin Airport in Samedan auf 1707 m ü. M. ist der höchstgelegene Flughafen dieser Grösse in Europa. Unweit von St. Moritz verbindet er das Oberengadin mit der Welt – bis zu 22 000 Flugbewegungen werden hier jedes Jahr registriert. Für die Betreiberin, die Engadin Airport AG, ist der Schutz der sensiblen Umwelt eine Herausforderung und eine Verpflichtung. Im Gebiet verlaufen die Grundwasserströme des Inn und des Flaz. Sollte bei der Betankung eines Flugzeugs Kerosin auslaufen und in den Boden gelangen, könnte dies schlimme Folgen haben. 2009 wurde deshalb die Planung für eine saubere und sichere Entwässerung des Abstell- und Betankungsplatzes aufgenommen. Als Lösung lag der Bau einer Abscheideanlage auf der Hand. Eine solche sammelt das Regen- oder Schmelzwasser und entfernt die darin enthaltenen Kohlenwasserstoffe (Kerosin, Benzin, Mineralöl etc.).
«Wir konnten für jede Herausforderung die passende Lösung anbieten. Davon profitieren die Bauherrschaft und die Umwelt gleichermassen.» Josef Kohler, Technischer Berater CREABETON
Gefragt war eine massgeschneiderte Lösung
Josef Kohler, technischer Berater der CREABETON im Gebiet Graubünden, erinnert sich an die Anfänge des Projekts: «Wir haben es im engen Austausch mit dem Planungsbüro der AF-Toscano AG erarbeitet. Die Zusammenarbeit war sehr gut.» Zu Beginn ging man davon aus, dass die Anlage 125 Liter Wasser pro Sekunde bewältigen sollte. Dazu hätten zwei Behandlungslinien mit je einem Schlammfang und einem Mineralölabscheider sowie ein gemeinsamer Ölrückhaltebehälter (ORB) ausgereicht. Dann wurden die Anforderungen aber auf 140 l/s erhöht. Mit den Standard-Schächten des Mineralölabscheiders friwa®-sep wäre für diese Menge eine dritte Abscheidelinie nötig gewesen. «Dafür reichte der Platz nicht aus», sagt Josef Kohler. «Gefragt war also eine massgeschneiderte Lösung.»
Bauherrschaft: Infrastrukturunternehmung Regionalflughafen Samedan (INFRA)
Planer: AF-Toscano AG (Büro Pontresina), Vorgängerin von AFRY Schweiz AG (Büro St. Moritz)
Objekt: friwa®-box mit Schlammfang, Mineralölabscheider mit selbsttätigem Abschluss und Koaleszenzstufe (MAKS), Ölrückhaltebehälter (ORB)
Leistung: 140 Liter pro Sekunde
Inbetriebnahme: November 2019
Maximale Sicherheit und Leistung
In Form einer Grossabscheideanlage, die Schlammfang und Mineralölabscheider in einem Betonkubus vereinigt, konnte diese Lösung gefunden werden. Diese friwa®-Box mass in diesem Fall rund 11x3x3 Meter und wog 68 Tonnen. Dazu kamen der separate Ölrückhaltebehälter (ORB) sowie ein Schacht für Probeentnahmen vor dem Einleiten des Wassers in ein Versickerungsbecken. Mit diesem System sei die grösstmögliche Betriebssicherheit und Reinigungsleistung gewährleistet, betont Josef Kohler: «Dank Koaleszenzstufe scheidet die Anlage 99,97 Prozent der Kohlenwasserstoffe aus und wird der geforderte maximale Kohlewasserstoffanteil von < 5 mg/l (Klasse I) beim Auslauf erreicht.» Falls bei einer Havarie grosse Mengen anfallen, verschliessen selbsttätige Abschlüsse die Ausläufe. Dann fliessen die Kohlenwasserstoffe über einen Überlauf in den 6000 Liter fassenden ORB und es wird Alarm ausgelöst. Zusammen mit dem grossen Sammelraum des friwa®-box-Beckens und der Zuleitungen verfügt die Anlage damit über genügende Reserven bis zum Eintreffen der Ölwehr.
Bis 14 Uhr geliefert und versetzt
Die Grossabscheideanlage hat viele Vorteile: Der kompakte Betoncontainer ist platzsparend, leicht zugänglich und praktisch im Unterhalt. Eine Herausforderung war der Transport vom firmeneigenen Herstellungswerk in Rickenbach (LU) über den Julierpass nach Samedan. Der Pass war Ende Oktober 2019 schneebedeckt, doch am 6. November konnte die Anlage bei guten Verhältnissen geliefert und sofort versetzt werden. Wie vereinbart waren die Arbeiten um 14 Uhr beendet, und der Flughafenbetrieb konnte wieder aufgenommen werden. Wenig später ging die Anlage in Betrieb. Josef Kohler zieht eine positive Bilanz: «Wir konnten den Kunden von den ersten Handskizzen bis zu den eng getakteten Versetzarbeiten optimal beraten und für jede Herausforderung die passende Lösung anbieten. Davon profitieren die Bauherrschaft und die Umwelt gleichermassen.»