Beton schwimmt dank innovativen Ideen

Text von
Redaktion
veröffentlicht 28.08.2019
aktualisiert 13.05.2024
veröffentlicht 28. August 2019
| aktualisiert 13. Mai 2024
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Was sich wie ein Untergangsszenario anhört, hat viel mit Hightech zu tun: Kanus aus Beton. Rund ein Dutzend Studierende der ETH Zürich haben über Monate getüftelt und sich mit der Konstruktion von Betonkanus auseinandergesetzt. «Wir sind alles Bauingenieure, die freiwillig und aus Interesse am Projekt mitmachen», sagt Andreas Näsbom. Wie seine Kolleginnen und Kollegen arbeitet er in seiner Freizeit an den Betonkanus. «Der Spass steht im Vordergrund. Es geht darum, mit coolen Technologien und Konzepten ein Kanu zu konstruieren.» Was es aber gibt, sind wertvolle praktische Erfahrungen im Umgang mit dem Baustoff Beton. Denn beim Bau gilt es, die Festigkeit und Wasserdichtheit des Betons so zu nutzen, dass «leichte» und gleichzeitig robuste Kanus entstehen.

Technologie vor Tempo
Dass gerade Kanus aus Beton hergestellt wurden, hat einen Grund: Alle zwei Jahre findet in Deutschland eine Betonkanu-Regatta statt, im 2019 auf dem Neckar in Heilbronn. An der Regatta verleiht der Veranstalter jeweils mehrere Preise, unter anderem für die beste Konstruktion, für die beste Gestaltung und für die Schnellsten. Um in die Wertung zu kommen, muss das Kanu samt Besatzung schwimmen und einen Parcours absolvieren. «Traditionell wollen wir mit einer innovativen Idee glänzen. Für uns hat die Technologie Priorität», gibt Andreas Näsbom zu. Die ETH Zürich zielte also auf die Konstruktionswertung ab – mit gutem Grund. Sie war Titelverteidigerin in dieser Wertung. An den letzten drei Regatten ging dieser Preis jeweils in die Schweiz.

Einmal modular, einmal gestrickt
Die ETH baute sogar zwei Betonkanus. Das eine ist modular aufgebaut und besteht aus vielen angewinkelten Betonplatten, die ein Gipser-Netz als Bewehrung haben. Diese Schindeln schraubten die Studierenden zu einem Kanu zusammen, die Fugen füllten sie mit Bentonit. Dabei mussten sie sehr präzise vorgehen: «Der Winkel der Elemente muss exakt 120 Grad messen, sonst passen sie nicht aufeinander», weiss Andreas Näsbom. Das andere Kanu wurde im KnitCrete-Verfahren hergestellt. Dabei konstruierten die Studierenden ein gestricktes Textil in Form eines Kanus. Dieses spannten sie mit Hilfe von Stahlstangen. «In die Kanäle des Textils füllten wir schnell härtenden Beton, damit ein Skelett mit einer festen Struktur entsteht», erklärt Oriana Albertini. Anschliessend wurde das noch freiliegende Textil mit Beton bespritzt, um eine dünne, aber harte und wasserdichte Kanu-Ummantelung zu erhalten.
Nachhaltigkeit berücksichtigt
Das Werken mit Beton hat allen Beteiligten viel Freude bereitet. Da es für beide Kanus schwierig war, die richtige Konsistenz des rohen Betons zu finden, tüftelten die jungen Kanubauer immer wieder an der optimalen Zusammensetzung – und lernten viel über den Baustoff Beton. «Wenn man den Baustoff mit seinen Eigenschaften gut kennt, kann man Ressourcen sparen», ist sich Andreas Näsbom sicher. Für ihn ist nach der Erarbeitung des Konzepts für das Betonkanu jedenfalls klar: «Beton scheint für den Bau eines Kanus ein dankbarer Baustoff zu sein, da er für uns wesentlich leichter zu verarbeiten ist als beispielsweise Holz.» Die Studierenden der ETH haben sich auch Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht. So bauten sie das Schindelkanu erst in Heilbronn zusammen, was den Transport erleichterte. Es wurde kein grosser LKW benötigt. Dasselbe gilt für das KnitCrete-Kanu: Dieses stellten sie sogar erst in Deutschland her. «Da wir keine Schalung brauchen, ergibt sich weniger Müll», sagt Oriana Albertini.
Innovatives unterstützen
Das grosse Engagement der ETH-Studierenden in der Arbeit mit dem Werkstoff Beton honoriert die CREABETON AG. Sie unterstützt die angehenden Bauingenieure als Sponsor. «Mich faszinieren die Ideen der Studierenden, wie sie Beton zum Schwimmen bringen wollen. Solch innovative Beton-Projekte unterstützen wir gerne», sagt Stefan Käslin, Verkaufsleiter der CREABETON AG. Anlässlich der Kanutaufe machte er sich ein Bild von den Konstruktionen und zeigte sich begeistert von der geleisteten Arbeit. Und trotzdem: Im umfangreichen Sortiment der CREABETON AG wird man auch vorläufig keine Betonkanus finden.
